Dienstag, 10. Juni 2014

Arctic Monkeys & "Ganz Besondere Gäste" in Berlin, 07/06/14

Mein Leben ist ein ständiges auf und up.Nur manchmal hab auch ich Pech. Ok, am Ende wendet sich meist alles wieder zum Guten, aber der Moment, in dem man sich vom Leben in Stich gelassen fühlte, war trotzdem da. Doch was hat das alles mit dem Konzert zu tun?

Eigentlich wollte ich gar nicht hin, sondern meinen anderen Hobbys nachgehen, z.B. in der Sonne liegen & lesen, Freunde treffen oder lernen. Hätte ich doch nur geschafft, die Karte zu verkaufen, dann hätte ich von dem Geld einpaar Mathematik-Übungshefte, Wörterbücher und Lernspiele erworben. Die Sache mit den Büchern ist noch nicht mal so unrealistisch.
Das alles ist allerdings nie geschehen und somit wurden die Weichen für meine Zugunft nicht umgestellt. Wenn der Weg wirklich das Ziel sein sollte, hoffe ich, nicht zu entgleisen. 




Kommen wir nun zum eigentlichen Thema. Das Konzert fand in der Zitadelle Spandau statt. Das ist „Berlins schönste Open Air Location“. Wow.
Erstmal ging es eine Stunde später los als angegeben, aber in der Wartezeit wurde unter anderem „Cocoa Hooves“ von Glass Animals gespielt, also alles halb so schlimm.  Ungefähr um 17:30 Uhr kamen Ok Kid endlich auf die Bühne. Ich wusste gar nicht, dass die so cool sind. Zwar kannte ich „Stadt ohne Meer“ schon vorher, aber die Band an sich nicht wirklich. Sie wirkten sehr sympathisch und legten eine kurze, dennoch erfreuliche und lockere Show hin. Das hätte man bei Texten wie „Und ich Idiot hol deine Tasse aus den Schrank, brüh alles noch mal auf“ (Kaffee Warm) oder „Auch wenn Winter ist, du bist noch lang nicht ausgebrannt“ (Allein, Zu Zweit, Zu Dritt) nicht unbedingt erwartet.
Am Ende des Konzertmarathons hatte man außerdem die Möglichkeit, mit der Band zu reden und Fotos zu machen. Den Groupies schlugen die Herzen höher.




Eine lange Umbaupause, dann erschienen The Strypes. Viele Besucher hielten sie für Miles Kane. Auch nach dem Konzert.
Von der Musik her sind die Jungs Rock’n’Roll und es ist beeindruckend, was sie in ihrem zarten Alter schon erreicht haben. Welche U20-Band kann sonst noch von sich behaupten, als Vorband der Arctic Monkeys gespielt zu haben?
An einer Stelle schien der Sänger einen Texthänger gehabt zu haben und drohte für eine Sekunde seine Coolness zu verlieren, doch den meisten Leuten fiel das sicher nicht auf. Die Kombination aus starker Sonneneinstrahlung, (Vor)freude, Stress und eventuell noch Alkohol macht viele eher unaufmerksam. Ansonsten gab's nichts auszusetzen.
An dieser Stelle will ich meinen Respekt dafür ausdrücken, dass The Strypes ihrem Stil treu geblieben sind und sich keiner, soweit ich mitbekommen habe, ausgezogen hat. Es gehört Durchhaltungsvermögen und wohl auch ein bisschen Wahnsinn dazu, bei so einer Hitze mit langärmliger, dunkler Kleidung zu performen.





Wieder eine Umbaupause. Ich blickte mich um und checkte die Leute ab. Da war ein Mädchen, das einen Gabel-Armreif trug. Also eine Gabel, die zu einem Armreif gebogen worden war. Um mich herum waren viele Franzosen und sieben Leute, die weiße Oberteile trugen. Bei solchen Temperaturen ist eine Umgebung in kühlen Farben sehr angenehm. Weiß ist übrigens eine unbunte Farbe.
Außerdem habe ich die Nähe von großen Leuten gesucht, um mich in ihrem Schatten vor der Sonne schützen zu können. Und mein Plan hat sogar funktioniert.

Ich hatte keine Ahnung, was mich bei Miles Kane erwarten würde. Ehrlich gesagt dachte ich an eher ruhige Musik, doch dies erwies sich ziemlich schnell als ziemlich falsch.
Es ist gut vorstellbar, dass er in einigen (englischen) Musikzeitschriften als „Sexy Beast“ bezeichnet wird. Wie er performt und spricht – sehr selbstbewusst. Nur seine Hose war etwas zu eng. Jemand meinte sogar gesehen zu haben, dass sie gerissen sei. Ob das stimmt weiß ich nicht, denn darauf habe ich nicht unbedingt geachtet.
Die Musik war wild, mehr Rock als Roll. Er hat ca. 40 Minuten gespielt, am Ende schwand mein Enthusiasmus allerdings und ich wollte nur noch die Arctic Monkeys sehen.




Erneut eine Pause. Langsam versank die Sonne, zwischendurch brauste immer wieder Applaus auf, war aber nur Fehlalarm. Insgesamt hat es mehr als fünf Stunden gedauert, bis das Publikum die Band sehen & hören konnte, wegen der es an erster Stelle da war.

Dementsprechend war die Freude groß, als die Monkeys auf die Bühne kamen. Wie sonst auch ging es mit „Do I Wanna Know“ los. Einigen ende 20-jährigen Typen wurde es zu heiß und sie zogen ihre Shirts aus. Nun stand ich vor bzw. hinter einer Fleischwand. Ich fokussierte meinen Blick lieber auf die Handys über den Köpfen, damit ich wenigstens ein bisschen von der Band sehen konnte.
Nach 20 Minuten wurde es plötzlich still. Selbst Alex Turner (der Sänger) war total überrascht. Es gab ein technisches Problem, alle verließen die Bühne und das Publikum blickte hoffnungsvoll nach vorne. Kurz wurde gesungen, dann geklatscht und gerufen. Alle kamen wieder und es ging weiter als wäre nie was passiert.
Auf dem Konzert ging es zu, wie es nun mal auf Konzerten zu geht: die Leute singen und filmen mit. Außerdem rempelt man sich gegenseitig an – tanzen kann so was nicht genannt werden und Pogen war es auch nicht. Manchmal fühlte man sich schon sehr bedrängt.
Bei ruhigen Liedern wurden viele auf die Schulter genommen. Auch einer der Oben-ohne Männer. Er sah so glücklich aus.


Das Konzert der Arctic Monkeys war natürlich gut, sie haben viel Erfahrung und wenn man wenigstens einige ihrer Lieder mag, ist man bei einem Konzert von ihnen gut aufgehoben. Es wurden alte und neue Lieder gespielt, bei "Arabella" hat Alex Turner wieder lustig getanzt. Alles sicher schon Routine.
Die Stimmung während der Show war manchmal etwas aggressiv, ansonsten ausgelassen-euphorisch. Wer hätte das erwartet. Soweit ich mitbekommen habe, sind zwei Leute ohnmächtig geworden und der Drummer hat zwischen zwei Songs einen Drumstick fallen lassen.
Wenn man dieses Konzert mit dem in der Columbiahalle (November 2013) vergleicht, dann war dieses hier unpersönlicher und mit weniger Show. Ich hätte am Ende Feuerwerk erwartet und eine freundliche Verabschiedung. Ein Feuerwerk wär einfach mal episch gewesen. Tja, aber man bekommt halt nicht alles im Leben.

Hin und wieder werden einem einige Dinge auch genommen, zum Beispiel Handys.
Mehreren Leuten wurden die Smartphones geklaut, mir auch. Und nein, ich trug keinen leicht zugänglichen Jutebeutel, sondern eine verschließbare Tasche. Sollte man da den Dieben seinen Respekt ausdrücken, dass sie es trotzdem geschafft haben? Sind „normale“ Taschen wirklich sicherer als Beutel? Fragen über Fragen…
Glücklicherweise (für mich) hatte ich keine kompromittierende Bilder von mir auf der SD-Karte. Nur ganz viele coole Lieder und einige gute Ideen, z.B. für Songs oder Texte.
Sollte jemandem von euch mal ein Samsung Galaxy S Note 2 mit petrolblauem Nagellack an der Rückseite und einer kleinen Delle Links oben beim Bildschirm in die Hände geraten, kennt ihr dessen kriminelle Vergangenheit.



Zum Schluss möchte ich mich bei den Leuten bedanken, die mir bei der Suche geholfen haben, auch wenn sie dies wahrscheinlich nie lesen werden und das Handy nicht gefunden wurde. Es gibt auch gute Menschen.
Wären diese Kleinkriminellen schlau gewesen, hätten sie mein Ideenbuch gestohlen, es unter einem anderen Namen veröffentlicht und Millionen kassiert. So aber haben sie nur einen überteuerten Wecker mit MP3-Funktion mitgehen lassen. Zumindest was mich betrifft.
In dem Sinne: Geht nie leichtsinnig mit den Dingen und Lebewesen um, die euch was bedeuten, denn sonst verliert ihr sie.

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