Mein Leben ist ein ständiges
auf und up.Nur manchmal hab auch ich Pech. Ok, am Ende wendet sich meist
alles wieder zum Guten, aber der Moment, in dem man sich vom Leben in Stich gelassen
fühlte, war trotzdem da. Doch was hat das alles mit dem Konzert zu tun?
Eigentlich wollte ich gar
nicht hin, sondern meinen anderen Hobbys nachgehen, z.B. in der Sonne liegen
& lesen, Freunde treffen oder lernen. Hätte ich doch nur geschafft, die
Karte zu verkaufen, dann hätte ich von dem Geld einpaar Mathematik-Übungshefte,
Wörterbücher und Lernspiele erworben. Die Sache mit den Büchern ist noch nicht mal so
unrealistisch.
Das alles ist allerdings nie
geschehen und somit wurden die Weichen für meine Zugunft nicht umgestellt. Wenn
der Weg wirklich das Ziel sein sollte, hoffe ich, nicht zu entgleisen.
Kommen wir nun zum
eigentlichen Thema. Das Konzert fand in der Zitadelle Spandau statt. Das ist „Berlins
schönste Open Air Location“. Wow.
Erstmal ging es eine Stunde
später los als angegeben, aber in der Wartezeit wurde unter anderem „Cocoa
Hooves“ von Glass Animals gespielt, also alles halb so schlimm. Ungefähr um 17:30 Uhr kamen Ok Kid endlich auf
die Bühne. Ich wusste gar nicht, dass die so cool sind. Zwar kannte ich „Stadt
ohne Meer“ schon vorher, aber die Band an sich nicht wirklich. Sie wirkten sehr
sympathisch und legten eine kurze, dennoch erfreuliche und lockere Show hin. Das
hätte man bei Texten wie „Und ich Idiot hol deine Tasse aus den Schrank, brüh
alles noch mal auf“ (Kaffee Warm) oder „Auch wenn Winter ist, du bist noch lang
nicht ausgebrannt“ (Allein, Zu Zweit, Zu Dritt) nicht unbedingt erwartet.
Am Ende des Konzertmarathons hatte
man außerdem die Möglichkeit, mit der Band zu reden und Fotos zu machen. Den Groupies schlugen die Herzen höher.
Eine lange Umbaupause, dann
erschienen The Strypes. Viele Besucher hielten sie für Miles Kane. Auch nach
dem Konzert.
Von der Musik her sind die
Jungs Rock’n’Roll und es ist beeindruckend, was sie in ihrem zarten Alter schon
erreicht haben. Welche U20-Band kann sonst noch von sich behaupten, als Vorband
der Arctic Monkeys gespielt zu haben?
An einer Stelle schien der
Sänger einen Texthänger gehabt zu haben und drohte für eine Sekunde seine
Coolness zu verlieren, doch den meisten Leuten fiel das sicher nicht auf. Die
Kombination aus starker Sonneneinstrahlung, (Vor)freude, Stress und eventuell
noch Alkohol macht viele eher unaufmerksam. Ansonsten gab's nichts auszusetzen.
An dieser Stelle will ich
meinen Respekt dafür ausdrücken, dass The Strypes ihrem Stil treu geblieben
sind und sich keiner, soweit ich mitbekommen habe, ausgezogen hat. Es gehört
Durchhaltungsvermögen und wohl auch ein bisschen Wahnsinn dazu, bei so einer
Hitze mit langärmliger, dunkler Kleidung zu performen.
Wieder eine Umbaupause. Ich
blickte mich um und checkte die Leute ab. Da war ein Mädchen, das einen
Gabel-Armreif trug. Also eine Gabel, die zu einem Armreif gebogen worden war. Um
mich herum waren viele Franzosen und sieben Leute, die weiße Oberteile trugen.
Bei solchen Temperaturen ist eine Umgebung in kühlen Farben sehr angenehm. Weiß
ist übrigens eine unbunte Farbe.
Außerdem habe ich die Nähe
von großen Leuten gesucht, um mich in ihrem Schatten vor der Sonne schützen zu
können. Und mein Plan hat sogar funktioniert.
Ich hatte keine Ahnung, was
mich bei Miles Kane erwarten würde. Ehrlich gesagt dachte ich an eher ruhige Musik,
doch dies erwies sich ziemlich schnell als ziemlich falsch.
Es ist gut vorstellbar, dass
er in einigen (englischen) Musikzeitschriften als „Sexy Beast“ bezeichnet wird.
Wie er performt und spricht – sehr selbstbewusst. Nur seine Hose war etwas zu
eng. Jemand meinte sogar gesehen zu haben, dass sie gerissen sei. Ob das stimmt
weiß ich nicht, denn darauf habe ich nicht unbedingt geachtet.
Die Musik war wild, mehr Rock
als Roll. Er hat ca. 40 Minuten gespielt, am Ende schwand mein Enthusiasmus allerdings
und ich wollte nur noch die Arctic Monkeys sehen.
Erneut eine Pause. Langsam
versank die Sonne, zwischendurch brauste immer wieder Applaus auf, war aber nur
Fehlalarm. Insgesamt hat es mehr als fünf Stunden gedauert, bis das Publikum
die Band sehen & hören konnte, wegen der es an erster Stelle da war.
Dementsprechend war die
Freude groß, als die Monkeys auf die Bühne kamen. Wie sonst auch ging es mit „Do
I Wanna Know“ los. Einigen ende 20-jährigen Typen wurde es zu heiß und sie
zogen ihre Shirts aus. Nun stand ich vor bzw. hinter einer Fleischwand. Ich
fokussierte meinen Blick lieber auf die Handys über den Köpfen, damit ich wenigstens ein
bisschen von der Band sehen konnte.
Nach 20 Minuten wurde es
plötzlich still. Selbst Alex Turner (der Sänger) war total überrascht. Es gab
ein technisches Problem, alle verließen die Bühne und das Publikum blickte
hoffnungsvoll nach vorne. Kurz wurde gesungen, dann geklatscht und gerufen. Alle
kamen wieder und es ging weiter als wäre nie was passiert.
Auf dem Konzert ging es zu,
wie es nun mal auf Konzerten zu geht: die Leute singen und filmen mit. Außerdem
rempelt man sich gegenseitig an – tanzen kann so was nicht genannt werden und Pogen
war es auch nicht. Manchmal fühlte man sich schon sehr bedrängt.
Bei ruhigen Liedern wurden
viele auf die Schulter genommen. Auch einer der Oben-ohne Männer. Er sah so
glücklich aus.
Das Konzert der Arctic
Monkeys war natürlich gut, sie haben viel Erfahrung und wenn man wenigstens einige ihrer Lieder mag, ist man bei einem Konzert von ihnen gut aufgehoben. Es wurden alte und neue Lieder gespielt, bei "Arabella" hat Alex Turner wieder lustig getanzt. Alles sicher schon Routine.
Die Stimmung während der Show
war manchmal etwas aggressiv, ansonsten ausgelassen-euphorisch. Wer hätte das erwartet. Soweit ich mitbekommen habe, sind zwei Leute
ohnmächtig geworden und der Drummer hat zwischen zwei Songs einen Drumstick
fallen lassen.
Wenn man dieses Konzert mit
dem in der Columbiahalle (November 2013) vergleicht, dann war dieses hier unpersönlicher
und mit weniger Show. Ich hätte am Ende Feuerwerk erwartet und eine freundliche
Verabschiedung. Ein Feuerwerk wär einfach mal episch gewesen. Tja, aber man bekommt halt nicht alles im Leben.
Hin und wieder werden einem
einige Dinge auch genommen, zum Beispiel Handys.
Mehreren Leuten wurden die
Smartphones geklaut, mir auch. Und nein, ich trug keinen leicht zugänglichen
Jutebeutel, sondern eine verschließbare Tasche. Sollte man da den Dieben seinen
Respekt ausdrücken, dass sie es trotzdem geschafft haben? Sind „normale“
Taschen wirklich sicherer als Beutel? Fragen über Fragen…
Glücklicherweise (für mich)
hatte ich keine kompromittierende Bilder von mir auf der SD-Karte. Nur ganz
viele coole Lieder und einige gute Ideen, z.B. für Songs oder Texte.
Sollte jemandem von euch mal
ein Samsung Galaxy S Note 2 mit petrolblauem Nagellack an der Rückseite und
einer kleinen Delle Links oben beim Bildschirm in die Hände geraten, kennt ihr
dessen kriminelle Vergangenheit.
Zum Schluss möchte ich mich
bei den Leuten bedanken, die mir bei der Suche geholfen haben, auch wenn sie
dies wahrscheinlich nie lesen werden und das Handy nicht gefunden wurde. Es
gibt auch gute Menschen.
Wären diese Kleinkriminellen
schlau gewesen, hätten sie mein Ideenbuch gestohlen, es unter einem anderen
Namen veröffentlicht und Millionen kassiert. So aber haben sie nur einen
überteuerten Wecker mit MP3-Funktion mitgehen lassen. Zumindest was mich
betrifft.
In dem Sinne: Geht nie
leichtsinnig mit den Dingen und Lebewesen um, die euch was bedeuten, denn
sonst verliert ihr sie.
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